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Kanzleigebäude
Das Kanzleigebäude der Deutschen Botschaft liegt im Zentrum von Riga am Raiņa bulvāris 13. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Freiheitsdenkmal, die Universität Lettlands und die Altstadt. Das Gebäude mit der prachtvollen Fassade im neogotischen Stil wurde 1868 im Auftrag des Kaufmanns H. Kruth nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Karl Scheel als Wohnhaus errichtet. Der gebürtige Hamburger Scheel studierte Architektur in St. Petersburg und siedelte 1853 nach Riga um. In Lettland und Südestland sind zahlreiche Bauten nach seinen Plänen entstanden.
Die Fassade ist in einer englischen Variante der Neogotik, dem Windsor-Stil, gehalten. Im Eingangsvestibül sowie in mehreren Räumen des Gebäudes sind ornamental-plastische Stuckarbeiten der Neorenaissance zu finden.
Als Folge des schmalen Grundstückszuschnitts und Eigentümerwechseln wurde das heutige Kanzleigebäude in den Folgejahren mehrfach umgebaut und erweitert. So entstanden auf der Rückseite ein quadratisches Gebäude mit achteckigem Innenhof und ein von Architekt Scheel geplantes neues Treppenhaus im Inneren.
1920 kaufte das Deutsche Reich das Gebäude für 4000 lettische Rubel von Vorbesitzer
Paul von Transehe-Roseneck und richtete dort seine Gesandtschaft ein. Im zweiten Stock entstand eine Wohnung für den deutschen Gesandten. Durch Renovierungsarbeiten wurde die Fassade 1929 geringfügig verändert, Feuchtigkeitsschäden machten zudem eine Änderung der Dachkonstruktion notwendig.
Die Deutsche Gesandtschaft wurde am 10. April 1941 nach der Besetzung Lettlands durch die Sowjetunion 1940 geschlossen, Hilfsamtsgehilfen verwalteten das Gebäude zunächst weiter. Nachdem die deutsche Wehrmacht im Sommer 1941 Lettland besetzte, übernahm der „Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Reichskommissar für das Ostland“ das Gebäude bis 1944. Nach Ende des zweiten Weltkrieges richtete sich die sowjetische Armee in dem Gebäude ein.
Als Lettland 1991 die Unabhängigkeit wiedererlangte, eröffnete die Bundesrepublik Deutschland als einer der ersten Staaten eine Botschaft in Riga, vorrübergehend als Provisorium im Hotel „Rīdzene“ und in einem anderen von Scheel erbauten Gebäude am Zigfrīda Annas Meierovica bulvāris (ehem. Basteja bulvāris). Das Eigentumsrecht der Bundesrepublik am heutigen Kanzleigebäude wurde durch lettischen Ministerbeschluss anerkannt und das Gebäude 1992 wieder zurückgegeben. Für einen Wiedereinzug der
Deutschen Botschaft waren jedoch umfangreiche Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen notwendig, da sich das Gebäude in einem desolaten Zustand befand. Große Teile des Treppengeländers waren zerstört, Treppenstufen eingeschlagen und die ursprüngliche Ausstattung vieler Räume stark beschädigt. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten und fachgerechten Restauration sollte insbesondere das äußere Erscheinungsbild des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes erhalten bleiben. Im Innenbereich wurde das Haupttreppenhaus und das Vestibül wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, das Dachgeschoss ausgebaut und durch eine Umgestaltung des Grundstücksbereichs an der Straße die Unterbringung der Pass- und Visastelle im Untergeschoss ermöglicht. Die hierfür notwendigen Baumaßnahmen dauerten etwa fünf Jahre. Die feierliche Wiedereröffnung des Kanzleigebäudes unter Teilnahme des damaligen deutschen Außenministers Klaus Kinkel und des lettischen Staatspräsidenten Guntis Ulmanis fand schließlich am 17. Oktober 1997 statt.
Quellen: Botschaftsarchiv
Krastiņš, Jānis: Die alte Gesandschaft in Riga, in: Bauwelt 1994, S. 2280-2281